Seit
1968
wurden
im
Vernagtgebiet
Zeitreihen
von
meteorologischen
Messungen
mit
automatischen
Messstationen
durch
die
Bayerische
Akademie
der
Wissenschaften
erhoben.
Die
ältesten
heute
verfügbaren
Messwerte
bestehen
in
einer
Reihe
von
Stundenmittelwerten
der
Lufttemperatur,
Windgeschwindigkeit
und
Windrichtung
im
Zeitraum
vom
1.
August
bis
zum
26.
September
1968,
erhoben
mit
einem
analogen
Thermohygrographen
von Lambrecht und einem Wölfle-Windwegschreiber auf einer 3078 m hoch gelegenen Felsinsel im westlichen Teil des Vernagtferners (GM).
Automatische Wetterstationen am und auf dem Vernagtferner
Übersicht zur aktuellen Klimasituation an der Station Vernagtbach im Haushaltsjahr 2022/23
Frühjahr
Das
Frühjahr
2021
war
auch
am
Vernagtferner
gegenüber
den
Vorjahren
deutlich
kälter.
Mit
dem
im
Monatsmittel
um
2°K
unter
dem
Mittelwert
1981
–
2010
und
-2.3°K
unter
dem
Mittel
1991-2020
liegenden
Mai
war
auch
der
dritte
Frühlingsmonat
gegenüber
den
Vorjahren
deutlich
unterkühlt.
Damit
war
der
Frühling
(MAM)
2021
in
der
Summe
der
kälteste
seit
1991.
Zu
verdanken
war
dies
der
im
gesamten
Mitteleuropa
über
Monaten
eingefahrenen Wetterlage, die kaum Warmluftvorstöße zuließ.
Der
an
der
Klimastation
Vernagtbach
erfasste
Niederschlag
war
an
allen
drei
Frühlingsmonaten
deutlich
unterdurchschnittlich.
In
der
Summe
ergibt
sich
aber
zusammen
mit
den
überdurchschnittlichen
Monaten
Oktober,
Dezember
und
Januar
mit
insgesamt
484
mm
eine
durchschnittliche
Wintersumme des Niederschlags.
Interessanterweise
ergibt
sich
trotz
der
sehr
wechselhaften
Witterung
für
alle
drei
Frühlingsmonate
eine
überdurchschnittliche
Summe
der
Globalstrahlung
.
Mit
540
kWhm
-2
liegt
die
Einstrahlung
immer
noch
im
Bereich
der
höheren
Werte
in
der
letzten
Dekade.
Dies
steht
im
Wiederspruch
zu
der
Angabe
des
Österreichischen
Wetterdienstes
ZAMG
,
der
das
Frühjahr
2021
als
insgesamt
eher
sonnenarm
angibt,
dabei
insbesondere
dem
Mai
ein
Defizit
testiert.
Das
ZAMG
bezieht
sich
dabei
jedoch
auf
die
Sonnenscheindauer,
und
die
liegt
auch
am
Vernagtferner
im
Mai
mit
152
Stunden
deutlich
unter
dem
Durchschnitt.
Die
war
eine
Folge
des
überdurchschnittlichen
Bedeckungsgrades,
der
aber
mit
0.73
immer
noch
mit
Wolkenlücken
und
Mehrfachreflexionen
über
der
geschlossenen
Schneedecke
eine
hohe
diffuse
Himmelsstrahlung
möglich
machte.
Da
bei
der
Registrierung
der
Sonnenscheindauer
die
verminderte
direkte
Sonnenstrahlung
betrachtet
wird,
ist
diese
unter
den
besonderen
Verhältnissen
in
diesem Frühjahr ein schlechter Indikator für die Tatsächlich Einstrahlungsleistung.
Ob
das
unterkühlte
Frühjahr
einen
Einfluss
auf
die
Massenbilanz
des
Gletschers
haben
wird,
ist
noch
unsicher.
Entscheidend
ist
die
Entwicklung
in
den folgenden drei Monaten. Die Ausgangslage unterscheidet sich jedenfalls nicht von der in den letzten Jahren.
Sommer
Der
Juni
2021
,
der
erste
Sommermonat,
war
auch
an
der
Klimastation
Vernagtbach
mit
einem
Monatsmittel
der
Temperatur
von
6.6°C
erneut
überdurchschnittlich
warm.
Er
war
damit
beinahe
2
Grad
wärmer
als
der
Juni
2020,
aber
deutlich
kühler
als
die
bislang
wärmsten
Jahre
2003,
2017,
2019
und
2012.
Er
nimmt
damit
anders
als
im
Flächenmittel
von
Österreich
und
auch
der
BRD
nur
den
5.
Rang
statt
dem
dort
3.
Rang
der
bislang
wärmsten
Juni-Monate
ein.
Mit
1.6°K
über
dem
Mittel
der
Periode
1991-2020
fiel
die
Anomalie
um
ein
Grad
niedriger
aus
als
das
Mittel
in
Österreich
oder Deutschland.
Die
Ursache
dürfte
neben
einem
Gefälle
in
der
Beständigkeit
der
Witterung
von
Nordosten
nach
Südwesten
vor
allem
in
dem
gegenüber
früheren
Jahren
trotz
in
dieser
Zeit
geringem
Neuschneefall
wegen
dem
kalten
Frühjahr
verzögerten
Abbau
der
Schneedecke
im
Gletschervorfeld
begründet
sein.
An
der
Klimastation
Vernagtbach
war
der
Boden
erst
ab
dem
12.
Juni
schneefrei.
Damit
wurde
ein
großer
Anteil
der
zugeführten
Energie
zur
Schneeschmelze statt zur Erwärmung der bodennahen Luftschicht über den Geröllfeldern aufgewandt.
Von
den
heftigen
Unwettern
mit
Starkregen,
die
in
diesem
Sommer
bereits
mehrfach
den
Voralpenraum
heimsuchten,
blieb
der
Vernagtferner
dagegen
weitgehend
verschont.
Die
Regensummen
an
der
Klimastation
Vernagtbach
blieben
mit
78
mm
leicht
unterdurchschnittlich,
maximal
fielen
4.9
mm
Regen
innerhalb
einer
Stunde
(5.6.).
Zum
Vergleich
waren
es
dagegen
in
München
bis
zu
43
mm/Stunde
mit
den
entsprechenden
unangenehmen
Folgen
vollgelaufener
Keller.
Auch
dies
trug
zu
dem
verzögerten
Abbau
der
Schneedecke
am
Vernagtferner
bei.
Am
Monatsende
lagen am Zungenende noch ca. 50 cm Schnee, die Ablationsperiode dürfte somit ähnlich wie im letzten Jahr zur Monatsmitte beginnen.
Obwohl
auch
in
der
Hitzeperiode
Mitte
Juni
nur
wenige
Tage
wirklich
wolkenarm
waren,
da
die
in
den
Gewittern
rund
um
die
Alpen
sich
ausbreitenden
Wolkenschirme
häufig
auch
die
Vernagtregion
abschatteten.
Dennoch
muss
der
Juni
als
vergleichsweise
sonnig
beurteilt
werden,
wenn
auch
nicht
so
sehr
wie
im
übrigen
Österreich
oder
der
Bundesrepublik.
Die
solare
Einstrahlung
lag
an
der
Klimastation
Vernagtbach
im
Juni
ca.
9%
über
dem
langjährigen
Mittelwert,
die
Sonnenscheindauer
mit
185
Stunden
doch
erheblich
unter
der
in
Bayern
mit
275h
Werten.
Sie
entspricht
aber
den
Messungen
des
ZAMG
in
der
Region.
Zudem
muss
bedacht
werden,
dass
die
Reduktion
der
Sonnenscheindauer
durch
die
Geländeabschattung
an
der
Klimastation
Vernagtbach
ihr
Maximum
erreicht.
Oben
auf
Gletscher
ist
daher
die
Sonnenscheindauer
um
ca.
10%
bis
15% höher.
Wieder
sehr
hoch
war
der
Wasserdampfgehalt
der
Luft,
der
fast
30%
über
dem
langjährigen
Mittel
liegt.
Dies
führt
zu
einer
merklichen
Steigerung
der
Effizienz
der
Schmelze
auch
bei
wechselhaftem
Wetter.
Es
ist
zwar
klar,
dass
im
Sommer
2021
keine
neuen
Rekorde
der
Eisschmelze
erwartet
werden
können,
dennoch
wird
es
erneut
Verluste
geben,
zu
dehnen
die
im
weiteren
Verlauf
zu
erwartende
feuchtwarme
Witterung
im
Juli
beitragen
wird. Für ein häufiges Eintreten gletscherschonender Wetterstürze mit Schnee bis in tiefere Lagen gibt es bislang noch keine Indizien.
Im
Vergleich
zu
München,
wo
der
Juli
2021
in
der
Stadt
ein
halbes
Grad
zu
kalt
gegenüber
dem
langjährigen
Mittelwert
ausfiel,
war
der
zweite
Sommermonat
an
der
Klimastation
Vernagtbach
im
Mittel
mit
7.8°C
sowohl
fast
1
Grad
über
dem
Mittel
1981
–
2010
(6.9°),
aber
auch
ein
halbes
Grad über dem neuen Mittel 1991-2020 (7.3°C). Dies entspricht allerdings kaum der gefühlten Witterung.
Diese
ist
eher
durch
den
neuen
Rekordwert
der
Niederschlagssumme
von
182
mm
repräsentiert,
der
jedoch
an
der
KSVB
und
auch
über
weiten
Bereichen
des
Gletschers
ausschließlich
in
Form
von
Regen
fiel.
Dies
steigerte
zusammen
mit
wieder
einer
hohen
Luftfeuchte
die
Effizienz
der
Schneeschmelze
auch
an
der
3070
m
hoch
gelegenen
Station
auf
dem
Gletscher
und
führte
dort
am
19.
Juli
zu
einer
im
Vergleich
zum
letzten
Jahr
(9. August) um 20 Tage früheren Ausaperung.
Die
eher
wenig
sommerliche
wolkenreiche
Witterung
zeigte
auch
die
mit
165
kWh/m
2
deutlich
unterdurchschnittliche
Globalstrahlung
.
An
der
Pegelstation
wurden
gerade
einmal
156
Sonnenstunden
registriert.
Entsprechend
hoch
war
mit
0.7
der
mittlere
Bedeckungsgrad
.
Strahlungstage im engeren Sinne mit weitgehend wolkenlosem Himmel gab es gerade einmal 2 (21.7 und 29.7.)
Dennoch
betrug
die
Eisablation
auf
3070
m
Ende
Juli
bereits
-600
mm,
nahe
der
Gletscherzunge
sogar
1130
mm.
Allerdings
hat
die
kühle
und
am
Gletscher
schneereiche
Witterung
in
der
ersten
Augustwoche
die
Ablation
wieder
komplett
ausgebremst.
Dennoch
ist
die
Schmelze
am
Vernagtferner
deutlich weiter fortgeschritten als auf weiter nördlich gelegenen Gletschern.
Der
August
2021
fiel
auch
am
Vernagtferner
deutlich
zu
kalt
aus.
Mit
einem
Monatsmittelwert
von
6.3°C
lag
er
sowohl
deutlich
unter
dem
neuen
Referenzmittel 1991-2020 (7.4°C) als auch sogar unter dem alten Mittel von 1981-2010 (6.7°C). Es war der kälteste August seit 2014.
Mit
in
der
Summe
179
mm
war
der
August
wiederum
ausgesprochen
nass.
Dieser
Wert
ist
zwar
kein
neuer
Rekord
in
der
Klimastatistik,
er
liegt
jedoch
am
oberen
Ende
der
Bandbreite
des
Klimamittels
1981
bis
2010.
Der
Niederschlag
fiel
bis
auf
2
mm
am
Monatsende
in
Form
von
Regen.
Vom 6. 8. Bis zum 26.8. war die Gletscherfläche durchgehend aper.
Mit
7.22
hPa
lag
das
Monatsmittel
des
Wasserdampfpartialdrucks
erneut
deutlich
über
dem
Klimamittel
von
1981-
2010
(6.45
hPa).
Auch
das
neue
Mittel
1991-2020
(7.12
hPa)
wurde
knapp
übertroffen.
Mittelwerte
über
6.14
hPa
deuten
darauf
hin,
dass
über
weiten
Teilen
des
Gletschers
exzellente Schmelzbedingungen herrschten.
Die
Witterung
im
August
war
sehr
wolkenreich.
Es
gab
keinen
einzigen
Tag
mit
wolkenlosem
Himmel.
Dennoch
blieb
die
Summe
der
Globalstrahlung
mit
153
kWh/m2
wie
bereits
die
Jahre
zuvor
nahe
dem
Mittelwert
1981-2010.
Die
registrierte
Sonnenscheindauer
war
dagegen
mit 163 Stunden leicht unterdurchschnittlich (-9%).
Dank
dem
extremen
Juni
war
der
Sommer
2021
trotz
der
kühlen
Juli
und
August
mit
einem
Mittel
von
6.9°C
sowohl
wärmer
als
das
Klimamittel
1981-2010
als
auch
das
von
1991-2020.
In
der
Messreihe
seit
1974
nimmt
der
Sommer
am
Vernagtferner
hinter
dem
von
2020
den
Rang
8
ein,
ist
also
deutlich
wärmer
ausgefallen
als
in
Deutschland
oder
Bayern,
wo
er
es
nach
dem
kühlen
August
nicht
mehr
in
die
Top
10
geschafft
hat.
Somit
ist
es
auch
nicht
direkt
verwunderlich,
dass
Ende
August
die
Eisablation
auf
3070
m
mit
-1540
mm
bzw.
-1400
mm
WW
nahezu
den
Wert
am
Ende
der
Ablationsperiode
des
Vorjahres
erreichte.
Die
Ablation
an
der
Gletscherzunge
ist
dagegen
mit
-1820
mm
WW
noch
weit
von
den
drei
Metern
Ende
September
des
Vorjahres
entfernt.
Am
Gipfelplateau
der
Hochvernagtspitze
beträgt
die
Schneerücklage
am
Ende
des
Sommers
noch
ca.
120
cm,
was
einen
Wasserwert
(WW)
von
+400
mm
entspricht.
Dementsprechend
dürfte
die
spezifische
Massenbilanz
des
Haushaltsjahres
2020/21
je
nach
der
Septemberwitterung um ca. 10% bis 15% positiver als im Vorjahr ausfallen.
Einen
ersten
Eindruck
zur
aktuellen
Entwicklung
am
Vernagtferner
geben
die
oben
dargestellten
einfachen
Diagramme
mit
den
wichtigsten
die
Energie-
und
Massenbilanz
bestimmenden
meteorologischen
Basisparameter,
gemessen
an
der
2640
m
hoch
gelegenen
Klimastation
Vernagtbach
am
Grunde
des
Vernagttals
im
Vorfeld
des
Vernagtferners.
Es
handelt
sich
um
die
bodennahe
Lufttemperatur
(links
oben),
den
Wasserdampfpartial-
druck
(oben
rechts),
die
Niederschlagssummen
(unten
links)
und
das
Globalstrahlungsangebot
.
Für
die
Massenbilanzbestimmung
eines
Alpengletschers
wird
nicht
das
Kalenderjahr
Januar
bis
Dezember
betrachtet,
sondern
das
sogenannte
Hydrologische
Jahr
,
welches
durch
die
Prozesse
des
Auf-
und
Abbau
der
Schneedecke
festgelegt
wird.
Deren
Aufbau
beginnt
klimatologisch
im
Hochgebirge
im
Oktober
und
setzt
sich
bis
in
das
Frühjahr
fort.
Im
Juni
beginnt
dann
die
bis
in
den
September
hinein
andauernde
sogenannte
Ablationsperiode,
während
der
die
Schneedecke
wieder
abgebaut
wird
und
in
den
Bereichen
des
Gletschers,
in
denen
der
Winterschnee
vollständig
abschmilzt,
das
Eis
schmilzt.
In
der
Regel
fallen
auf
der
Höhe
des
Gletschers
alle
Niederschläge
in
den
Monaten
Oktober
bis
Mai
fast
ausschließlich
in
Form
von
Schnee,
ab
Juni
bis
in
den
September
hinein
dagegen
inzwischen
weitgehend
bis
in
die
Gipfelregionen
als
Regen.
Hohe
Niederschlags-
summen
in
den
ersten
Monaten
des
Hydrologischen
Jahres
garantieren
damit
eine
satte
Winterrücklage
für
den
Gletscher,
niedrige
das
Gegenteil.
Im
Sommer
können
starke
Regenfälle
den
raschen
Abbau
der
Schneedecke
befördern,
beziehungsweise
die
Eisschmelze
verstärken.
Bei
gleichzeitig
unterdurchschnittlichen
Sommer-
temperaturen dagegen kann durch Niederschläge als Schnee zeitweise die Ablation gebremst werden.
Die
an
der
Klimastation
gemessene
Temperatur
hat
einen
geringeren
direkten
Einfluss
auf
die
Schmelze
als
man
denkt,
da
sie
starken
Variationen
mit
der
Höhe
unterliegt
und
durch
die
Schmelzvorgänge
selbst
örtlich
beeinflusst
wird.
Aber
sie
ist
ein
guter
Indikator
für
die
Intensität
der
Schmelze.
So
sind
kalte
Monatsmittel
im
Winter
kein
Garant
für
die
Winterrücklage,
im
Gegenteil,
meist
sind
die
Schneefälle
bei
wärmeren
Temperaturen
ergiebiger.
Essentiell
aber
sind
das
Strahlungsangebot
durch
Sonneneinstrahlungstrahlung
und
der
Wasserdampfgehalt
der
Atmosphäre.
Hohe
Werte
im
Sommer
verstärken
die
Schmelze
drastisch
und
sind
in
der
Regel
für
stark
negative
Massenbilanzen
verantwortlich.
Insgesamt
bestimmt
jedoch
das
komplexe
Zusammenspiel
der
Parameter
die
resultierende
Massenbilanzan.
Dieses
kann
nach
dem
Herunterladen
des
Dokuments
rechts
oben
für
eine
Reihe
Hydrologischer
Jahre
der
Vergangenheit
anhand
deren
Vergleich
studiert
werden.
Die
Messergebnisse
für
das
jeweilige
hydrologische
Jahr
werden
zur
Einordnung
in
Relation
zum
langjährigen
Mittelwert
und
der
Schwankungsbreite
innerhalb
der
Klimareferenzperiode 1981-2010 dargestellt.
Druckwelle nach Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai am 14./15. Januar 2022
Die
Genauigkeit
und
zeitliche
Auflösung
der
Registrierungen
an
den
an
den
automatischen
Wetterstationen
ist
inzwischen
sehr
hoch.
Dies
demonstrieren
die
obigen
graphischen
Darstellungen
von
Ausschnitten
der
Druckregistrierung
an
der
Klimastation
Vernagtbach
in
2640
m
Höhe
und
der
auf
der
Gletscheroberfläche
in
ca.
3065
m
messenden
Station
ASW-A,
welche
den
Durchgang
der
Druckwellen
der
sich
gegen
5:00
CET
(früher
MEZ)
am
15.
Januar
2022
ereigneten
gewaltigen
Explosion
eines
Unterwasservulkans
auf
den
knapp
17000
km
Luftlinie
entfernten
Tonga-Inseln
in
der Südsee dokumentieren.
Vulkanausbrüche
lieferten
in
der
Vergangenheit
besonders
während
der
„Kleinen
Eiszeit“
einen
wesentlichen
Beitrag
für
das
weltweit
extrem
kühle
Klima
und
damit
das
daraus
resultierende
außerordentliche
Gletscherwachstum.
Seit
der
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
sind
derart
einschneidende
Ereignisse
sehr
selten
geworden.
Das
aktuelle
Beispiel
zeigt
jedoch
eindrücklich
die
globale
Reichweite
der
Auswirkungen
eines
solchen
Vulkanausbruchs.
Der
gewaltige
Knall
erzeugte
eine
gewaltige
Druckwelle,
welche
sich
in
der
Atmosphäre
um
die
Erde
mit
nahezu
Schallgeschwindigkeit
ausbreitete,
die
jedoch
mit
der
Höhe
abnimmt.
Akustisch
kann
sie
nach
in
so
großer
Entfernung
nicht
mehr
wahrgenommen
werden,
denn
sie
wird
ähnlich
wie
der
Donner
bei
einem
Blitzschlag
auf
dem
langen
Weg
sehr
stark
tiefpassgefiltert
und
kommt
nur
noch
als
markante Druckschwankung an.
Der
Deutsche
Wetterdienst
(DWD)
zeigt
anhand
von
mehreren
Stationsmessungen
in
Deutschland
die
zeitlich
Verzögerung
der
Welle
auf
ihrer
Wanderung
längs
durch
Deutschland
anhand
einer
Pressemitteilung
.
Die
erste
Welle
nahm
den
kürzeren
Weg
über
den
Nordpol
und
traf
deshalb
im
Norden
früher
ein
als
an
den
Stationen
im
Süden.
Der
Vernagtferner
am
Alpenhauptkamm
gelegen,
liegt
etwa
100
km
südlicher
als
das
südlichste
Beispiel
des
DWD,
die
Station
am
Hohenpeissenberg
in
Oberbayern.
Das
Maximum
der
Schockwelle
traf
daher
am
Vernagtferner
gegen
20:50
CET
um ca. 8 Minuten später als am Hohenpeissenberg ein.
Die
zweite
Welle
nahm
dagegen
den
Weg
über
den
Südpol.
Sie
zeigt
sich
in
der
Registrierung
primär
in
einem
markanten
Druckabfall,
der
aber
nur
etwa
die
Hälfte
der
Amplitude
der
ersten
Welle
umfasst.
Gemäß
der
südlicheren
und
höheren
Lage
der
Stationen
am
Vernagtferner
traf
das
Minimum gegen 2:20 UTC um ca. 7 Minuten früher ein als am Hohenpeissenberg.
Gezeigt
wird
übrigens
die
Anomalie
des
Luftdrucks,
d.h.
die
Abweichung
vom
mittleren
Druck,
der
sich
wegen
der
Höhendifferenz
zwischen
den
beiden
Stationen
von
425
um
ca.
35
hPa
deutlich
unterscheidet.
Auffallend
ist,
dass
die
Schockwelle
bei
beiden
Stationen
praktisch
die
identische
Anomalie
erzeugt,
während
sonst
geländeinduziert
eine
Differenz
mit
einer
Schwankungsbreite
von
0.1
bis
0.2
hPa
zu
beobachten
ist.
Die
Amplitude
der
Störung
entspricht
in
etwa
der
Dimension,
die
beim
Durchzug
eines
starken
lokalen
Gewitters
entspricht.
Frontdurchgänge,
also
wetterbedingte
Luftmassenwechsel erzeugen dagegen deutlich größere Drucksprünge.
Explosive
Vulkanausbrüche
können
weltweit
das
Klima
vor
allem
durch
das
Einbringen
von
strahlungswirksamen
Partikeln
in
höhere
Schichten
der
Atmosphäre
beeinflussen,
wo
sie
durch
die
Höhenwinde
über
den
gesamten
Globus
verteilt
werden
und
dort
länger
verweilen.
Sie
äußern
sich
unter
Umständen
in
einer
merklichen
Abschwächung
der
Globalstrahlung,
wie
sie
im
Anschluss
an
starke
Ausbrüche
in
der
Vergangenheit
festgestellt
werden
konnte.
Nach
Aussagen
des
DWD
sind
jedoch
für
den
aktuellen
Ausbruch
des
Vulkans
auf
Tonga
derartige
Auswirkungen
nicht
zu
erwarten.
Beobachten wir also, ob in naher Zukunft
Anomalien in der Globalstrahlung
erkennbar werden.
Witterung im Winter 2021/22 und Frühjahr 2022
Witterung im Frühjahr und Sommer 2021
Die
Wintermonate
2021/22
fiel
auch
am
Vernagtferner
gegenüber
dem
Klimamittel
1981
bis
2010
zu
warm,
zu
sonnig
und
bislang
sehr
schneearm
aus.
Die
Monate
Dezember
bis
Februar
waren
die
windigsten
seit
Beginn
der
Aufzeichnungen.
Das
mittlere
Strahlungsangebot
durch
die
Globalstrahlung
war
im
März
zwar
auch
an
der
Klimastation
Vernagtbach
überdurchschnittlich,
übertraf
aber
nicht
das
Niveau
des
Vorjahrs.
Der
mittlere
Bedeckungsgrad
war
mit
33%
sehr
niedrig,
so
dass
die
Sonnenscheindauer
mit
223
Stunden
einen
deutlich
höheren
Wert
erreichte.
Allerdings
bewirkte
der
häufig
wolkenlose
Himmel
auch
eine
deutlich
niedrigere
langwellige
Gegenstrahlung,
so
dass
kein
Wärmerekord
auftrat.
Der
März
ist
eigentlich
klimatisch
der
schneereichste
Monat.
Dieses
Jahr
lieferte
er
eindeutig
einen
Negativrekord,
denn
es
wurden
nur
etwa
2
mm
Niederschlag gemessen.
Das
Frühjahr
2022
fiel
an
der
Klimastation
Vernagtbach
mit
einer
Durchschnittstemperatur
von
-1.73°C
insgesamt
gegenüber
dem
Klimamittel
1981-
2010
um
1.8°K
zu
warm,
aber
vor
allem
ungewöhnlich
schneearm
aus.
Deshalb
wurde
die
Station
bereits
im
April
schneefrei,
was
einen
neuen
absoluten
Temperaturrekordrekord
von
3.66°C
für
den
Monat
Mai
zur
Folge
hatte.
Die
schneefreie
Oberfläche
erwärmte
sich
im
Mittel
auf
ebenfalls
rekordverdächtige
7.2°C,
was
einen
wesentlichen
Beitrag
zu
der
Erwärmung
der
bodennahen
Grenzschicht
lieferte.
Dabei
spielte
die
gegenüber
dem
Vorjahr
deutlich
gedämpfte
solare
Einstrahlung
(ca.
170
KWhm
-2
bei
156
Sonnenstunden)
eine
untergeordnete
Rolle,
denn
dies
wurde
durch
eine
höhere
langwellige
Einstrahlung
wegen
der
überdurchschnittlichen
Wolkenbedeckung
ausgeglichen.
Ebenfalls
erwähnenswert
ist
der
für
den
Mai
rekordverdächtige Wasserdampfgehalt der Luft mit im Mittel nahezu 6 hPa, was die Effizienz der Schmelze bis in höhere Lagen verstärken dürfte.
Damit
sind
die
wesentlichen
Grundlagen
für
eine
erneut
extrem
negativ
ausfallende
Massenbilanz
gelegt.
Der
Beginn
der
Ablationsperiode
liegt
mit
Anfang
Juni
so
früh
wie
nie
seit
1999.
Selbst
im
Rekordjahr
2003
begann
die
Ablation
erst
10
Tage
später.
Dem
könnte
lediglich
ein
ausgesprochen
kühler
und
nasser
Verlauf
des
Sommers
entgegenwirken.
Bei
der
jedoch
momentan
eher
durchschnittlich
erwarteten
Witterung
sind
erneut
hohe
Eisverluste wahrscheinlicher.
Witterung im Sommer 2022
Wie
bereits
zum
Ende
des
Frühjahrs
angedeutet,
begann
die
Ablationsperiode,
gekennzeichnet
durch
das
erste
apere
Eis
an
der
Gletscherzunge,
wegen
der
schneearmen
Witterung
im
Frühjahr
und
dem
überdurchschnittlich
warm
ausfallenden
Mai
ungewöhnlich
früh
bereits
in
der
ersten
Junidekade.
Eine
vergleichbare
Ausgangslage
gab
es
zuletzt
2003,
als
die
Alpengletscher
während
dem
heißesten
Sommer
seit
dem
Beginn
der
Temperaturmessungen
über
10%
ihrer
Masse
verloren,
die
damals
noch
deutlich
größer
war
als
heute.
Damit
ist
eine
notwendige
aber
noch
nicht
hinreichende
Bedingung
für
eine
Rekordschmelze
erfüllt.
Dabei
wird
in
der
Regel
der
Gültigkeitsbereich
für
die
statistischen
Formeln
zu
Abschätzung
der Massenbilanz verlassen.
Die
Situation
2022
am
Ende
des
ersten
Sommermonats
Juni
ähnelt
jedoch
frappierend
der
in
2003.
Die
Ausaperung
entsprach
bereits
Anfang
Juli
der
des
Maximalstandes
des
Vorjahres.
Bislang
ähnelt
auch
die
meteorologische
Entwicklung
der
im
Jahrfünfhundertsommer.
Die
Mitteltemperatur
des
Junis
lag
mit
8.3°C
zwar
noch
0.7°C
unter
der
des
Juni
2003,
war
aber
die
zweithöchste
seit
Messbeginn.
Vergleichbar
hoch
war
auch
mit
7.6
hPa
der
Wasserdampfgehalt
der
Atmosphäre,
was
mit
deutlich
positiven
Taupunkten
für
eine
sehr
hohe
Effizienz
bei
der
Schmelze
sorgte.
Im
Gegensatz
zu
den
Rekordwerten
der
solaren
Einstrahlung
im
Sommer
2003
war
die
Globalstrahlung
im
Juni
2022
zwar
lediglich
durchschnittlich,
dafür
lagen
die
Summen
der
ausschließlich
in
Form
von
Regen
fallenden
Niederschläge
anders
als
2003
am
oberen
Rand
der
klimatologischen
Werte.
Damit
trugen
sie
durch
advektiven
Fluss
verstärkend
zur
Schmelze
bei.
Dies
zeigen
auch
die
maximalen
Abflusshöhen,
die
bereits
sehr
früh
im Gerinne der Pegelstation über einem Meter erreichten.
2003
kam
die
Schmelze
in
der
ersten
Julidekade
durch
einen
Kaltlufteinbruch
nach
einem
vollständigen
Einschneien
des
Gletschers
zum
Stillstand.
Anschließend
sorgte
eine
Serie
von
lang
andauernden
Hitzewellen
für
das
vollständige
Abschmelzen
des
Firn-
und
Schneespeichers
mit
der
Folge,
dass
nach
dem
vergleichsweise
frühen
Ende
der
Ablationsperiode
kein
Akkumulationsgebiet
mehr
auszumachen
war.
An
der
Gletscherfront
schmolzen über 5 m Eis ab, auf der heutigen Höhenlage der AWS waren es immer noch über 3 m.
AAuch
dieses
Jahr
startete
der
Juli
mit
einer
kühleren
Periode,
die
aber
auf
der
Höhe
der
Klimastation
Vernagtbach
nicht
mit
Schneefall
verbunden
war.
Die
höher
gelegene
Fläche
des
Gletschers
wurde
lediglich
am
7.
Juli
mit
Neuschnee
leicht
angezuckert,
ansonsten
blieb
sie
in
weiten
Teilen
aper.
Eine
Serie
von
sehr
warmen
Tagen
mit
einem
Tagesmittelwert
von
deutlich
über
10°C
vom
13.
Juli
bis
zum
25.
Juli
führten
an
der
Klimastation
Vernagtbach
zu
einem
Juli-Mittelwert
der
Lufttemperatur
von
9.5°C
und
damit
nach
2015
mit
10.65°C
zum
zweithöchsten
Wert
seit
Beginn
der
Messungen
1974.
Am
19.
Juli
wurde
mit
(gerundet)
20.1°C
ein
neuer
Rekord
der
Höchsttemperatur
verzeichnet.
Damit
wurde
der
seither
nicht
mehr
eingestellte frühere Rekord vom 27. Juli 1983 mit 19.3°C noch einmal deutlich übertroffen.
Im
Gegensatz
zum
Vormonat
war
auch
das
solare
Strahlungsangebot
wieder
sehr
hoch
und
übertraf
mit
195
kWhm
-2
sogar
knapp
das
von
2003.
Die
Sonnenscheindauer
betrug
213
Stunden.
Das
war
auch
dem
für
den
Sommer
vergleichsweise
niedrigen
mittleren
Bedeckungsgrad
von
58%
geschuldet.
Entsprechend
unterdurchschnittlich
war
mit
nur
89
mm
die
ausschließlich
in
Form
von
Regen
gefallene
Monatssumme
des
Niederschlags.
Dieser
war
auch
an
der
AWS
auf
dem
Gletscher
nicht
ergiebiger.
Wegen
der
im
Zeitraum
zwischen
dem
6.
Und
dem
14.
Juli
eher
niedrigen
Luftfeuchtigkeit
erreichte
der
Mittelwert
des
Wasserdampfpartialdrucks
mit
7.93
hPa
keinen
Rekordwert,
liegt
aber
am
oberen
Rand
der
Spanne der Klimaperiode 1981-2010.
Obwohl
es
sich
keinesfalls
um
eine
Wiederholung
der
Wetterlage
des
Sommers
2003
handelt,
deuten
die
Verhältnisse
bislang
auf
eine
erneute
„Jahrhundert-Rekordschmelze“
hin.
Bereits
am
22.
Juni
2022
begann
auf
3070
m
die
Eisschmelze
und
am
Monatsende
waren
dort
bereits
40
cm
Eis
abgeschmolzen.
Im
Juli
kamen
noch
einmal
180
cm
dazu,
so
dass
anfangs
August
bereits
über
2000
mm
WW
an
Eis
abgeschmolzen
sind.
Am
Zungenende
sind
es
auf
2950
m
bereits
2730
mm.
Zum
Vergleich:
Im
Rekordjahr
2003
betrug
die
mittlere
Schmelze
auf
der
Höhenlage
der
AWS-A
etwa 2700 mm, auf der heutigen Höhe des Zungenendes etwa 3700 mm.
Dokumentation der Veränderung des Vernagtferners im Zeitraum vom Ende August 2021 bis Ende August 2022 anhand zweier Aufnahmen der
digitalen Kamera auf dem Schwarzkögele
Die
Abbildung
oben
verdeutlicht
das
Ausmaß
der
bislang
im
Sommer
2022
aufgetretenen
Gletscherschmelze.
Dies
wird
nicht
nur
anhand
der
Flächenabnahme
deutlich,
sondern
auch
am
Abschmelzen
der
Altschneedecke
bis
in
die
höchsten
Gipfelbereiche.
Nennenswerte
Firnflächen
sind
im
Bildausschnitt
nur
noch
auf
dem
über
3400
m
hoch
gelegenen
Plateau
am
Gipfel
der
Hochvernagtspitze
(3536
m)
in
der
Bildmitte
auszumachen.
Augenscheinlich
ist
die
Ausaperung
dieses
Jahr
weiter
fortgeschritten
als
im
Jahr
2003,
wo
sie
am
12.
August
anhand
eines
Orthofotos
dokumentiert
werden
konnte.
Aber
auch
der
Vergleich
mit
den
damals
aufgenommenen
Analogfotos
stärkt
den
Eindruck.
Damit
dürften
die
diesjährigen
Verluste
im
Bereich
des
Akkumulationsgebiets
die
des
Jahres
2003
noch
übertreffen.
Auffallend
ist
auch
im
Vordergrund
die
extreme
Schmelzwasserführung
der
Gletscherbäche.
Tatsächlich
liegen
die
im
Juli
an
der
Pegelstation
Vernagtbach
gemessenen
Abflussspitzen
trotz
der
deutlich geringeren Gletscherfläche ähnlich hoch wie 2003 zwischen 12 und 14 m
3
s
-1
.
Natürlich
ist
eine
Wetterprognose
für
die
Region
bis
zum
Ende
der
Ablationsperiode
unseriös.
Aber
ein
deutlich
kühlerer
August
als
in
den
letzten
Jahren
erscheint
jedoch
angesichts
der
doch
sehr
eingefahrenen
Großwetterlage
eher
unwahrscheinlich.
Es
ist
angesichts
der
Schmelzraten
August
und
September
der
letzten
Jahre
keinesfalls
ausgeschlossen,
dass
bis
zum
Ende
der
Ablationsperiode
an
der
ASW-A
ähnlich
wie
2003
bis
zu
3
m
Eis
und
an
der
Zunge
mehr
als
4
m
Eis
abgeschmolzen
sein
könnten.
Unter
solchen
Bedingungen
sind
alle
statistischen
Methoden
zur
Abschätzung
der
Massenbilanz
außerhalb
ihres
Gültigkeitsbereichs.
Eine
Abschätzung
der
Massenbilanz
auf
der
Basis
des
modifizierten
des
Höhenprofils
der
spezifischen
Massenbilanz
von
2003
und
der
gegenwärtigen
Flächen-Höhenverteilung
zeigt,
dass
der
Rekord
von
2003
nicht
nur
eingestellt,
sondern
sogar mit bis zu -2300 mm übertroffen werden könnte. Aber bislang bewegt man sich mit dieser Aussage im Bereich der Spekulation.